Mexiko (2.Beitrag) Cancún             März 2021


Zwischenbericht Veröffentlicht am 01. April  2021 von Nadine & Tomas 


Aussicht von der Ankerbucht vor Isla Mujeres und der SeaBorne zu den Bettenburgen nach Cancún, oder zumindest einen Teil davon. 

  

  

                           

Oben: Unser Dinghy lassen wir sicher bei Peter und Anett, die mit SY Annamera in der kleinen entzückenden Marina „El Milagro“ liegen. Zu Fuss erreichen wir in 20 Min. den Hafen im Städtchen Isla Mujeres. Mit der Schnellfähre erleben wir eine herrliche Morgenfahrt über das türkiesblaue Wasser mit musikalischer Begleitung von tollen Santana Song’s in Richtung Puerto Juaréz in Cancún. 

„Turibus“ Rundfahrt 

 

Man hört viel von Cancún’s Hotelburgen. Von den 5 Sterne "friss dich zu Tode Luxus-Tempel" die sich in Reih und Glied entlang der Riviera Maya an Cancún's endlos langen Sandstränden schlängeln und Gäste aus aller Welt beherbergen. Zuerst einen Blick in die Vergangenheit. 


Wie Cancun’s Hotelburgen entstanden

Cancún ist eines der wichtigsten Touristenzentren Mexikos. 630.000 Einwohner zählt Cancún und liegt auf der Halbinsel Yucatán im Bundesstaat Quintana Roo an der berühmten Riviera Maya. Übersetzt aus der Sprache der Maya bedeutet der Name Cancún Schlangennest.

Bis in die 50er Jahre war Cancún ein verschlafenes kleines Dorf und lag auf einer langgezogenen Insel vor der Karibikküste Mexikos. Bis die mexikanische Regierung 1969 begann, den Ort gemeinsam mit privaten Investoren systematisch zu erschließen. Plan war es den Tourismus auf der Halbinsel Yucatán anzukurbeln.

Agustín Landa Verdugo, ein mexikanischer Architekt und Stadtplaner, entwarf Cancún quasi auf dem Reißbrett. Es wurde ein Damm errichtet, um die vorgelagerte Insel mit dem Festland zu verbinden, und ein internationaler Flughafen gebaut. Auf dem Festland entstanden Siedlungen für die Arbeitenden in der Tourismusindustrie und auf der vorgelagerten Insel, der Isla Cancún, siedelten sich mehr und mehr Hotels an.

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Rechts der Hotelketten das türkisblaue Meer, links die Krokodil verseuchte Lagune. 

Die vorgelagerte Insel ist heute als Zona Hotelera bekannt und hat an ihrer über 20 Kilometer langen Küste einige der schönsten Karibikstrände Mexikos zu bieten. Die andere Seite Cancúns ist das Zentrum auf dem Festland, wo heute immer noch viele Arbeiter wohnen und welches weiter und weiter wächst. Viele der hier lebenden Mexikaner kamen, um Geld im Tourismus zu verdienen.

Da Cancún keine natürlich gewachsene Stadt ist, gibt es dort keine alten Kirchen oder einen traditionellen Markt. Die Stadt wirkt auf uns sehr künstlich, sie ist hässlich. Neben maroden Bauten stehen Hotels der Luxusklasse. Jeder Quadratzentimeter ist zugepflastert. Keine Zugänge zu den Stränden. Riesige Einkaufzentren und Freizeitpars für Touris en mass. Ein ernüchterndes Erlebnis. 

Niemals könnten wir uns einen Hotelurlaub in Cancún vorstellen. Einen Tagesausflug im Schlangennest Cancún reicht uns völlig aus.


Sehenswürdigkeiten Cancún

Wir schreiben uns die wenigen Sehenswürdigkeiten heraus, die wir in Cancún besuchen wollen. Mit dem „Turibus“ ergeben wir uns einer wilden und halsbrecherischen Fahrt. Wir sitzen ganz Oben im "Oben ohne" Bus unter blauem Himmel Mexikos mit einer Mexikanischen Familie. Sonst sind wir alleine. Aus den Lautsprechern dröhnt Ohren betäubend laute Musik. Plötzlich macht der Fahrer eine Vollbremsung. Dicke schwarze Kabel hängen tief und quer über der Strasse und kamen auf uns zu. Beinahe erdrosselt schon in der ersten Stunde im Schlangennest! Wenn wir nicht sofort den Kopf eingezogen und uns zwischen die Sitze verdrückt hätten…aber ging alles gut. Das war wohl der andere Teil des Unterhaltungprogramms im Bus.

   

        "El Meco“ ist eine Mayaruine auf dem Festland von Cancún

El Meco, die schönere der beiden Maya Ruinen in Cancún hat leider die Tore wegen Corona geschlossen. Auch der „Torre Escencia“ ein 60 Meter hoher Aussichtsturm wo man den spektakulärsten Ausblick auf Cancún, die Traumstrände, das Meer und auf der anderen Seite die Lagune hat, ist geschlossen. 

Cancún 

   

   Street Art in Cancún 

Geduldig fahren wir entlang den schaurigen Bettenburgen an der Riviera Maya. Unser Ziel ist der öffentliche Strand "Playa Delfines“. Ganz in der Nähe befinden sich die Mayaruinen „El Rey“ und das Maya Museum. Das Mayamuseum von Cancún enthält eine der wichtigsten Sammlungen an Artefakten der Maya auf der Yucatán Halbinsel. Das Museum ist der Nachfolger des anthropologischen Museums in Cancún, das bei einem Hurricane zerstört wurde. Vor Ort stellten wir fest, dass weder das Museum noch die Ausgrabungsstätte el Rey offen war, zu schade. Zu guter Letzt gibt es nicht einmal ein spätes Mittagessen an der Playa Delfines für uns. Denn es gibt ausser Sonnenschirme, Sand, Meer, Touristen und eine tolle Aussicht nicht’s weiter.

Die wirklich schöne Playa Delfines 

Wir bleiben also im Bus sitzen und lassen uns wieder zurück ans Festland holpern zur „Playa Tortugas. Dort, am öffentlichen Strand soll es Restaurant’s geben, sagt unser Fahrer. Nachmittags um drei schafften wir es dann, uns am gut besuchten Playa Tortugas einen Sonnenschirm und zwei Liegen zu ergattern. Xavier der Kellner nimmt sich uns enthusiastisch an. Er meinte grinsend; wir sind die einzigen „Gringos“ am Strand von lauter Mexikanern und lacht uns verschmitzt an. Dann servierte er uns eisgekühltes Cerveza und dazu leckere Tacos. Viele Familien mit Kindern rund um uns herum, geniessen ihr Picknick unter dem Sonnenschirm. Wir beobachten das bunte Treiben am Strand von Tortugas.

Mit Vanillecreme gefüllte Donas - sind mexikanische Donuts. Aufgeschnittene Mangos, Kokosnusswasser usw. werden von Verkäufern am Strand angeboten. 


Playa Tortugas, Cancún (linke Strandhälfte vom Steg aus gesehen)

Plötzlich hörten wir Pistolenschüsse. Dutzende Menschen am Strand rannten schreiend in unsere Richtung. Schmissen sich hastig unter die Tische, Stühle, zwischen die Liegen oder rannten ins Meer. Manche hechteten regelrecht in den Sand um sich zu schützen. Nicht wissend oder sehend was da los ist, wollten wir unsere Sachen packen und ebenfalls mit der Menge weg rennen. Doch Xavier kam sofort zu uns und beschwichtigte uns zu bleiben, es sei nichts Schlimmes wir müssen uns nicht sorgen. Doch wir sorgten uns sehr. Kurz darauf schien sich die Lage zu beruhigen. Die Menschen kehrten langsam wieder zurück zu ihren Sonnenschirmen. Uns war nicht wohl bei der Sache. Etwas später musste Tomi zur Toilette und sah dann etwa 40 Meter von uns entfernt einen abgesperrten Strandabschnitt mit viel Polizei und Mitgliedern der Nationalgarde, alle schwer bewaffnet. Kurz darauf kamen noch diverse Forensiker in weissen Plastikanzügen und blauen Überschuhen um den Tatort zu untersuchen. Da dachten wir schon, dass offenbar nicht alles so harmlos war, wie von Xavier dargestellt. Wir zahlten unser Essen, das uns recht teuer erschien. Wahrscheinlich hat Xavier seine Gefahrenzulage gleich eingerechnet. 

Forensiker nehmen die Arbeit auf

Wir nahmen uns ein Taxi und fuhren auf dem schnellsten Weg zum Fährhafen nach Puerto Juaréz zurück. Wir waren wirklich froh, später wieder auf der Isla Mujeres und der SeaBorne zu sein. 

Am nächsten Tag lasen wir dann in den Cancun News, dass leider ein Mann und eine Frau von 3 Gangstern an einem Palapas - Verpflegungstand  erschossen wurden. Der Frau wurde in den Kopf geschossen. Die Täter konnten zum Glück noch am gleichen Tag verhaftet werden. 

Weitere Artikel behandelten andere Schiessereien von den vergangenen Tagen aus Cancún und Tulúm, auch mit mehreren Toten und Verletzten. Leider scheinen Schiessereien mit tödlichen Folgen hier an der Tagesordnung zu sein, was uns schon sehr nachdenklich macht. Wir haben Glück gehabt, dass wir nicht in die Schusslinien geraten sind und uns nichts passiert ist. Dass wir am Eingang von Playa Tortugas den linken und nicht den rechten Strandabschnitt wählten war Xavier zu verdanken, der uns so freundlich auf seinen Strandabschnitt zur Linken lenkte. Andere hatten nicht so viel Glück und waren leider zur falschen Zeit am falschen Ort. Wir musssten uns auch eingestehen, dass man sich gegen solche Ereignisse aus heiterem Himmel und am hell lichten Tag in aller Öffentlichkeit trotz aller Vorsicht, kaum schützen kann. 

  Rechte Strandhälfte vom Steg aus gesehen. Rechts ist bereits ein grosser Teilabschnitt abgesperrt. 

Zur Zeit wird von Reisen nach Tulúm abgeraten. Man kann auch nicht von einem Einzelfall sprechen, gerade eben wurden mehrere Tage hintereinander heftige Schiessereien gemeldet. Über die Gründe der Schiessereien mit Todesfolge wird nur gemutmaßt. Journalisten haben einen Maulkorb bekommen, sonst sind sie tot. Das ist die traurige Bilanz von Banden- und Drogenkriegen in Mexiko. Derzeit gibt es 7 Kartelle die sich gegenseitig um Drogen und Macht bekämpfen. Mitten drin die Regierung. Korrupte Polizisten machen den Kampf gegen die Drogenkartelle schwierig. Und immer wieder geraten Touristen in die Schusslinie.

Street Art Cancún

Das alles liest sich vielleicht wie ein schlechter Witz oder wie eine Story aus dem wilden Westen… Doch leider ist dies in Mexiko die Realität, seit Jahren. Eine Umfrage der Bevölkerung in Cancún ergab, dass sich 90% der Bürger in ihrer eigenen Stadt nicht mehr sicher fühlen. 

In der Bucht vor Isla Mujeres, ist es zum Glück recht friedlich, weit weg von den Grossstädten Cancún und Tulúm. Über 30 Yachten liegen in der riesigen Bucht und täglich kommen mehr dazu. Wir werden bald in die kleine Marina el Milagro einchecken, wo die SeaBorne sicher liegt. Von da aus wollen wir eine Yucatán Reise ins Hinterland zu den Maya Ruinen machen. 

Auf dem Rückweg zur Isla Mujeres, Street Art die erfreut

  Street Art Isla Mujeres

Sobald wir wieder zurück auf Isla Mujeres sind, segeln wir weiter nach Holbox in den Golf von Mexiko. Die Vorfreude auf die bevorstehende Yucatán Reise ist nach den jüngsten Vorfällen ein bisschen in Schieflage geraten. Wir sind vorsichtig und wachsam, damit wir nicht zwischen die Fronten geraten und machen einfach das Beste daraus. 

Auf jeden Fall gibt es bestimmt einigen schönen Lesestoff und hoffentlich ein paar tolle Bilder von den Ruinen im nächsten Beitrag.  

Bis bald wieder mit lieben Grüssen und dicker Umarmung Nadine & Tomas

 

Sonnenaufgang am Ankerplatz vor Isla Mujeres